Landschaft des Jahres

2019

Landschaft des Jahres 2019: die Moorwälder der Ibergeregg – borealer Feuchtwald von grossem Zauber

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Preisverleihung Landschaft des Jahres 2019​

Die Verleihung des Preises «Landschaft des Jahres 2019» durch die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL-FP) fand am Samstag 25. Mai 2019 in feierlichem Rahmen in der Iberger Moorlandschaft statt. Den fast 150 Personen bot die Veranstaltung zudem eine Exkursion durch die ausgezeichnete Landschaft und ein Alpbuffet mit regionalen Produkten. Am Vormittag nahmen rund 90 Personen an der Tagung «Moorlandschaften im Spannungsfeld der Interessen» teil.

Gross Seebli

Moorwälder zwischen Schutz und Nutzung

Die Moorwälder der Ibergeregg im Kanton Schwyz bilden zusammen mit den mosaikartig dazwischenliegenden offenen Moorflächen eine eigentliche Moorwaldlandschaft. Diese Waldgebiete fussen auf feuchtnassen Böden und können in ihrem Charakter mit anderen borealen Feuchtwäldern (z.B. in Skandinavien) verglichen werden. In ihrer Ausdehnung und Ausprägung sind die Moorwälder der Ibergeregg schweizweit von herausragender Bedeutung.

Seit 1996 sind die Moorwälder der Ibergeregg als Moorlandschaft von nationaler Bedeutung bundesrechtlich geschützt. Die auf dieser Basis formulierte und per 2009 in Kraft gesetzte kantonale Schutzverordnung sieht allgemeine Schutz- und Pflegevorschriften vor. Die Verordnung enthält auch Bestimmungen, wonach mit den Grundeigentümern und Bewirtschaftern entsprechende Bewirtschaftungs- und Abgeltungsverträge abgeschlossen werden können. So konnten bis jetzt rund 50 Hektaren an verbuschten Flachmooren wieder reaktiviert und etwa 90% dieser Flächen an interessierte Bewirtschafter zur Ausübung der traditionellen Streunutzung übergeben werden.

So besteht auf der Ibergeregg aufgrund der natürlichen Gegebenheiten und der kulturlandschaftlichen Bewirtschaftung ein Mosaik von unbewirtschafteten, unerschlossenen und gepflegten Flächen. Dadurch konnte eine grosse Vielfalt an Habitaten entstehen und optimale Lebens- und Brutbedingungen für bedrohte Tierarten, wie Auer- und Birkhuhn, Kuckuck oder Ringdrossel geschaffen werden. Trotz des urtümlichen und naturnahen Charakters der Moorwälder handelt es sich hier also um eine Kulturlandschaft, durch deren Bewirtschaftung wichtige Landschaftsfunktionen gesichert werden.

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Die Preisträger 2019

Oberallmeindkorporation Schwyz (OAK)
Kantonales Amt für Wald und Naturgefahren (AWN)
Kantonales Amt für Natur, Jagd und Fischerei (ANJF)

Die Oberallmeindkorporation Schwyz (OAK) und die Ämter für Wald und Naturgefahren (AWN) sowie für Natur, Jagd und Fischerei (ANJF) des Kantons Schwyz werden für ihr beispielhaftes Engagement zugunsten der Moorwaldlandschaft auf der Ibergeregg ausgezeichnet.

Dank einer vorbildlichen Zusammenarbeit der OAK als Grundeigentümerin und der kantonalen Ämter AWN sowie ANJF konnten die Interessen von Naturschutz, Forst- und Landwirtschaft sowie Tourismus und Erholungsnutzung in modellhafter Weise in Einklang mit den Schutzzielen der Moorlandschaften gebracht werden. Insbesondere die Reaktivierung der traditionellen Streuenutzung ist eine Erfolgsgeschichte.

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Laudatio zur Landschaft des Jahres 2019

von Kurt Fluri, Nationalrat und Präsident der SL-FP (Auszug der Laudatio)

«Vor Kurzem erschien der Bericht der IPBES, des Weltbiodiversitätsrates, und löste eine grosse mediale Aufmerksamkeit aus. Das internationale Forschungsteam wertete die weltweit vorhandenen Studien zum Zustand der Biodiversität auf den Kontinenten aus und kam zum Schluss, dass rund 1 Million von etwa 8 Millionen Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. [...]. Damit erhält der Schutz der Natur eine neue Dimension, da die Biodiversität letztlich auch den Lebensraum des Menschen sichert. [...]. Doch wie kann ein Naturschutz erfolgreich sein? Es geht, und davon bin ich überzeugt, nur in engem Zusammenwirken mit dem Menschen, mit der lokalen Bevölkerung und mit einer gemeinsamen Lösungssuche bei anstehenden Konflikten. Dies ist hier für die Moorlandschaft der Ibergeregg, eines Gebietes von herausragendem Naturschutzwert, in exemplarischer Weise gelungen. Und deshalb freue ich mich als Präsident des Stiftungsrates der SL, welcher als Jury für den Preis Landschaft des Jahres fungiert, die Moorwälder der Ibergeregg als Landschaft des Jahres 2019 zu küren.»

Gründe für die Auszeichnung

Welche Kriterien sind für die Wahl der Landschaft des Jahres 2019 ausschlaggebend?

  1. Die Moorwälder der Ibergeregg bilden eine Landschaft von hohem Naturwert und Schönheit und sind ein einzigartiges natürliches Füllhorn: Die Biomassepro­duktion der Wälder ist ausser­ordentlich hoch. Die Moorwald­land­schaft ist kleinräumig und mosaikartig organisiert, mit einer Abfolge von offenen Wiesen, Weiden und Waldungen und bietet Tierarten Lebensraum, die auf wenig erschlossene, störungsfreie, reich strukturierte Wälder ange­wiesen sind (z. B. das Auerhuhn).
  2. Die Moorwälder der Ibergeregg, selbst in Fachkreisen erstaunlicherweise wenig be­kannt, gehören zu den selten gewordenen und gefährdeten Lebensräumen unseres Landes.
  3. Im Rahmen von Schutzverträgen und Pflegeaufträgen arbeiten Kanton und Grundeigentümerin eng zusammen an der Erhaltung der landschaftlichen und öko­logischen Qualitäten der Kulturland­schaft Ibergeregg. Die Nutzung vieler Streue­flächen ist nach Jahrzehnten ihrer Aufgabe erst vor kurzem wiederaufge­nommen wor­den. 
  4. Die Moorwaldlandschaft der Ibergeregg stellt ein Paradebeispiel für das Ausbalancieren von Naturschutz und Nutzungsin­teressen dar. Die Kerntätig­keiten der Ober­all­meind­korporation Schwyz sind noch heute die Alpwirtschaft mit ihren rund 160 Alpbetrieben und die Forstwirt­schaft. Sie hat es in den letzten zwei Jahrzehnten verstanden, durch gezieltes Nutzen und Schützen sowie im Abwägen zwischen Tradition und Fortschritt die Eigenschaften dieser Landschaft zu fördern.
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